60 Jahre Kreistierheim – von 2007 bis heute
Der dritte Teil unseres Rückblicks auf sechs Jahrzehnte Tierheim beginnt im neuen Jahrtausend, das bis heute gespickt war mit zahlreichen Ereignissen und Tierschicksalen.
Neben Hunden, Katzen und Kleintieren kamen ab 2007 auch viele exotischere Gäste ins Tierheim für den Kreis Düren – darunter Reptilien wie die Boa Constrictor, Kornnattern sowie Bartargamen. Aber auch Waschbären, Füchse, Fasane und Pfaue fanden im Tierheim Schutz. So wie das Lama namens „Oblama“, das 2009 zu uns kam, nachdem sein Besitzer mit der Schlachtung gedroht hatte. 2014 bekam Oblama dann mit Hansi, Franzi und Andy artgerechte Gesellschaft, da die neue Besitzerin das ursprünglich aus einem Zirkus stammende Trio nicht mehr versorgen konnte. Weitere „Exoten“ wie Hängebauchschwein Aladdin folgten nach der Flutkatastrophe im Juli 2021. Hier halfen wir betroffenen Besitzern und nahm deren Schützlinge auf. Eine Hilfe, die wir seit Beginn des russischen Angriffskrieges auch ukrainischen Flüchtlingen und ihren mitgebrachten Haustieren anbieten.
Renovieren & Modernisieren
Seit jeher steht das Wohl der Tiere für die Verantwortlichen des Tierheims an erster Stelle. Deshalb wurde im Heim auch über die vergangenen zwei Jahrzehnte immer wieder modernisiert und renoviert. 2007 erneuerten wir die ältesten Tierunterkünfte, 2012 folgte die Einrichtung von Quarantänestationen für Katzen und Kleintiere. 2013 kamen drei gebrauchte Container als Katzenunterkünfte dazu. 2015 wurde eine weitere Hundespielwiese angelegt. 2016 bekamen wir vier weitere Katzen- und Kleintiercontainer. 2019 war der Umbau des Wohnhauses fertig, im Erdgeschoss gab es nun Behandlungsräume für einen Tierarzt. Von 2020 bis 2021 wurde das Toni-Dresia-Haus komplett renoviert, samt neuer Heizungsanlage. Mit Blick auf den Klimaschutz schafften wir 2021 zudem eine Wärmepumpe an sowie ein Elektrofahrzeug 2022 und eine Photovoltaikanlage 2023. Und nachdem die gebrauchten Katzencontainer nun ihren Dienst geleistet hatten, wurde innerhalb eines drei viertel Jahres das neue Katzenhaus errichtet und in diesem Jahr offiziell eingeweiht.
Tierheimleitungen im Zeitraum 2007 bis 2025
- 1997 bis 2010: Heide Lauth
- 2010 bis 2017: Stefanie Blank
- 2017 bis 2019: Sabine Etheber-Paulsen
- 2019 bis 2020: Julia Müller
- 01.2021 bis heute: Christina Albert
Ein Brand mit Folgen
Einen der größten Schockmomente im neuen Jahrtausend erlebten wir im Mai 2019. Ein Feuer zerstörte das Heuhochlager und den darunter befindlichen Unterstand für die Damhirsche und das Zebu Elvis. Zum Glück kam dabei weder Tier noch Mensch zu Schaden. Es dauerte auch nur wenige Monate, da wurde bereits ein neues Heulager neben dem Pferdestall errichtet. Zusätzlich wurde einen Sandplatz für die Esel und Ponys angelegt, der dank eines Crowdfunding-Projektes möglich gemacht wurde. Ebenfalls durch erfolgreiches Crowdfunding konnten wir in den darauffolgenden Jahren mehrere neue Schutzhütten für die Hundeausläufe sowie eine zeitgemäße, hygienischere Einrichtung der Katzenquarantänestation finanzieren.
Keine Feste „dank“ Corona
Bei der Einnahme von Spenden spielen auch unsere Veranstaltungen im Tierheim eine ganz wichtige Rolle – sei es beim Frühlingsfest, dem Sommerfest oder dem Hundewandertag, der zum ersten Mal 2019 im Kreis Düren stattfand – mit großem Erfolg! Über 100 Vierbeiner und ihre Menschen wanderten mit. Doch dann kam Corona, und somit waren rund zwei Jahre keine Feste möglich. Während der Lockdowns war das Tierheim für Besucher geschlossen, und die Tiervermittlung fand nur eingeschränkt statt. So fehlten einerseits viele Einnahmen, andererseits verursachten die länger im Heim verweilenden Schützlinge höhere Kosten. Ein finanzielles Dilemma, das jedoch dank kreativer Spendenaktionen von tierlieben Menschen und Unternehmen zu keinem Desaster wurde.
Wildtiere in Not
Ein Desaster ist jedoch der Klimawandel und die fortschreitende Zerstörung der Lebensräume von zahlreichen Wildtieren wie etwa Amsel oder Eichhörnchen. Bereits 2019 überholten die Wildtiere im Kreistierheim mit 257 Aufnahmen die Hunde. 2020 fanden 363 „Wilde“ Hilfe in der Not, darunter 190 Vogeljunge. Daraufhin schafften wir zwei Auswilderungsvolieren an. Pläne für den Bau einer Wildtierstation auf dem Tierheimgelände wurden jedoch von der Politik abgeblockt, sodass uns im Heim weiterhin ausreichende Aufnahmekapazitäten für die "kleinen Wilden" fehlen.
Freud und Leid liegen nah beieinander
Über die vergangenen zwei Jahrzehnte gab es viele bewegende Momente im Kreistierheim, doch kaum ein Schicksal hat die Tierheim-Mitarbeitenden so berührt wie das von Thor. Der Rüde kam 2021 völlig abgemagert und krank ins Heim. So schwach wie er war, so tapfer war dieser unglaublich treuherzige Hund, der am Ende auch den Kampf gegen die Leishmaniose und Babesiose verlor. Ungefähr zur gleichen Zeit kämpfte sich der schwerverletzte Fundkater Luzifer nach erfolgreichen Operationen wiederum zurück ins Leben. So nah liegen Tränen der Trauer und der Freude beieinander.
Das Leid rücksichtslos ausgesetzter Tiere zieht sich wie ein roter Faden durch die Heimgeschichte: seien es Hunde, Kaninchen, Chinchillas, Sittiche, das kranke Schaf „Crazy“, Mini- Shetty „Kyle“ oder Katze „Mc Flury“, die 2022 von einem Autofahrer in einer McDonalds-Papiertüte am Rand einer Landstraße gefunden und gerettet wurde. Dass die meisten der verstoßenen Tiere in ein neues, verantwortungsvolles Zuhause vermittelt werden können, liegt am Engagement ihrer Pflegekräfte und an den wunderbaren Menschen, die den tollen „Second-Hand-Tieren“ diese Chance bieten. Dafür sagen wir von Herzen Danke!
Aktionen, Jugendarbeit, Naturschutz…
Neben der Tierrettung werden auch diese Themen im Tierheim großgeschrieben. Für junge Tierfreunde bieten wir Ferienaktionen oder Kunstworkshops an. Unter Mitwirkung unserer Jugendgruppe „Waschbären-Bande“ entstanden 2021 eine Blühwiese und bis 2023 ein Biotop. Zu einer festen Institution haben sich seit 2022 auch „Social Days“ entwickelt, an denen Mitarbeitende von Unternehmen einen Tag lang ehrenamtlich im Tierheim bei Verschönerungsarbeiten helfen.
Danke an alle unsere Unterstützer!
Zum 60-jährigen Jubiläum danken wir allen Mitgliedern, Spendern, ehrenamtlich Helfenden, Partnern und Förderern des Tierheims, die den Wandel des Tierheims begleitet haben, von ganzem Herzen. Das neue, am 5. Juli 2025 offiziell eröffnete Jülicher Katzenhaus ist das jüngste Beispiel für dieses außerordentliche, gemeinsame Engagement zum Schutz der Tiere, auf das wir auch weiterhin vertrauen.

