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Eine andere Innenstadt - 15 Jahre Taubenkontrolle in Düren

Drei Taube sitzen auf dem Dach eines Taubenhauses.

Bis 2009 prägten Tauben intensiv das Dürener Stadtbild, Plätze und Häuser waren verdreckt. Dann wurde ein Taubenhaus aufgestellt, in dem ihre Population kontrolliert wird – mit großem Erfolg.

Das Taubenhaus ist eine tierschutzgerechte und damit die einzige Alternative zur Taubentötung, wie sie in Limburg geplant war.

Die Vorstandsassistentin unseres Vereins, Anne Caspers, erinnert sich noch genau an die Zeit vor 2009: „Die Tauben waren in der gesamten Dürener Innenstadt sehr auffällig, alles war voll mit Taubenfangdrähten. Eine Bronzestatue, an der ich immer vorbeigekommen bin, war komplett mit weißem Kot verdreckt.“

2009 hatte die Stadt genug und stellte auf dem Dach des Bürgerbüros einen belüfteten Alu-Container mit 42 Brutboxen als Taubenhaus auf. Die Idee orientierte sich an der Stadt Augsburg, die hier bis heute eine Art Vorreiterrolle hat; zahlreiche Städte wie Düsseldorf, Frankfurt, Aachen oder Köln haben sie ebenfalls adaptiert. Um die Taubenpopulation in den Griff zu bekommen, ziehen die Tauben nach und nach aus der Innenstadt weg in ein Taubenhaus. Hier wird ganzjährig jeden Tag kontrolliert, ob sie Eier gelegt haben, die dann gegen Gipseier ausgetauscht werden.

Betreuung im Sinne des Tierschutzes
In Düren gibt es neben dem Taubenhaus am Markt ein weiteres auf dem Tierheimgelände. Beide Taubenhäuser werden von unseren Mitarbeitern betreut; für die Innenstadt stellten wir mit Dino de Vries extra einen Mitarbeiter ein. „Zu einer tierschutzgerechten Betreuung gehören artgerechtes Futter, Trinkwasserkontrolle, Reinigung und Desinfektion sowie Krankenversorgung“, erläutert Anne Caspers. „Das wichtigste Ziel ist jedoch das Brut-Management. Neun Mal tauschen wir die Eier aus, jedes zehnte Mal lassen wir den Tauben die Eier, da sie sonst misstrauisch werden und abwandern. Damit wären sie aber wieder außerhalb unserer Kontrolle, und das wollen wir auf keinen Fall.“

Diese Form des Tauben-Managements ist immer langfristig angelegt. „Man fängt mit einer kleinen Zahl Tauben an, die ins Taubenhaus umsiedeln. Da es hier immer Futter gibt, folgen mit der Zeit immer mehr Tiere.“ Für unser Tierheim, unsere Mitarbeiter und die Stadt Düren hat sich die Geduld in jedem Fall ausgezahlt: In den vergangenen Jahren hat sich das Stadtbild immer mehr zum Positiven verändert. Die Innenstadt, Autos und Häuser sind bei weitem nicht mehr so verdreckt; die Geschäftsinhaber haben die Taubenfangdrähte mittlerweile abmontiert. Die Bronzestatue ist nach einer gründlichen Reinigung wieder bronzefarben. Dabei hat der Container seine maximale Kapazität noch gar nicht erreicht und kann auf jeden Fall noch weitere Tauben aufnehmen.

Limburg: Zu lange gewartet
„Diese Entwicklung kam nicht über Nacht, sie dauert Jahre“, so Anne Caspers. Dafür ermöglicht sie eine Kontrolle des Taubenbestands ohne jegliches Tierleid. Die Situation in Limburg zeigt hingegen, was passiert, wenn eine Stadt zu lange tatenlos zuschaut. Hier ist der Bestand der Tauben in den vergangenen Jahren auf geschätzte 700 Tiere angewachsen – nach Meinung der Stadt etwa 400 zu viel. Immer wieder wurde diskutiert, wie die Anzahl der Vögel reduziert werden kann. Tierschützer hatten auch hier schon längst das Augsburger Modell vorgeschlagen; die Stadt beschloss jedoch Ende 2023, die Tiere per Genickbruch durch einen Falkner töten zu lassen. Anfang Juni bestätigte ein Bürgerentscheid den Beschluss.

Die radikale Entscheidung sorgte nicht nur bei Tierschützern für Entsetzen. Nach ein paar Wochen bot die österreichische Tierschutz-Initiative Gut Aiderbichl an, 200 Tauben auf einem bayrischen Gnadenhof unterzubringen. Die Stadtverwaltung von Limburg möchte das Angebot annehmen und sucht nun weitere Institutionen und Einzelpersonen, die die Tauben übernehmen und so die Population ohne Tötung auf etwa 300 Tiere zu senken. „Limburg möchte eine sofortige Reduzierung, dabei sind Taubenschläge viel nachhaltiger“, kritisiert Anne Caspers. „Hätte man nicht so lange gewartet, wäre man auf dem gleichen Level wie wir.“ Die Zahl der Tiere wird außerdem nur kurzfristig reduziert und schnell wieder ansteigen – wenn nicht parallel der Weg in Richtung eines Tauben-Managements mit Eiertausch eingeschlagen wird.

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