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Was ist die Summe aus 2 und 1?

Atemlos durch das Leben – vom Leiden des Mops

Ein Mops im Gras stehend, die schlitzartigen Nasenlöcher sind sichtbar.

Morty ist ein echter Schatz, ein richtiger Kuschelhund, mit einem Zuhause bei liebevollen Menschen und einem netten Artgenossen. Das Vierbeiner-Leben könnte so schön sein, wäre da nicht Mortys zuchtbedingtes Leiden.

Denn als Mops muss der kleine Hund, wie viele Tiere seiner Rasse, für sein rundliches Gesicht mit den großen Kulleraugen und der flachen Nase mit seiner Gesundheit bezahlen. Durch die gezielt angezüchtete Kurz- oder Rundköpfigkeit (Brachyzephalie) bei der u. a. Ober- und Unterkiefer mit den umliegenden Strukturen immer weiter zusammengeschoben und ineinander gepresst wurden, leiden viele Tiere unter Atemnot. Missbildungen wie z. B. die Verengungen der Nasenlöcher behindern den Luftstrom in den oberen Atemwegen und führen zu Atemgeräuschen. Die Tiere röcheln, schnarchen und schniefen und werden unter Umständen von Angstzuständen und Schlaflosigkeit geplagt, weil sie bei jedem Atemzug Mühe haben, nach Sauerstoff zu schnappen.

Laut dem Deutschen Tierschutzbund leidet mehr als die Hälfte aller kurzköpfigen Hunde an Atemnot. Infolgedessen sind die Tiere bereits den Anforderungen eines normalen Hundelebens nicht gewachsen. Hohe Temperaturen, Anstrengungen wie bspw. Rennen oder Schwimmen sowie Aufregung verstärken die Symptomatik noch und können zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Neben der Atemnot kämpfen Möpse aus Qualzüchtungen aber auch mit Augen- und Ohrenentzündungen, Zahnfehlstellungen und Hautdermatitis aufgrund der dicken Gesichtsfalten.

Doch zurück zu Morty. Zweimal kam der Rüde – damals „Rocky“ genannt – gemeinsam mit seiner Artgenossin Lola nach Beschlagnahmung durch das Veterinäramt in unser Tierheim. Einmal wegen fehlender Tollwutimpfung nach Einfuhr aus dem Ausland, das zweite Mal wegen schlechter Haltung im gleichen Zuhause. Die Vermutung einer Wohnzimmerzüchtung lag nahe, was zum Glück verhindert wurde, denn auch Lola leidet am brachyzephale Syndrom.

Ein Mops in der Tierarztpraxis. Die Nasenlöcher sind rund und etwas Blut ist direkt nach dem Eingriff sichtbar.

Endlich zu Hause
In seinem jetzigen Zuhause durfte Morty endlich ankommen. Seine Atmung verschlechterte sich jedoch extrem und glich öfter einem hustenähnlichen Würgen, so seine Besitzer, die sich schließlich entschlossen, den damals zwölf Monate alten Hund operieren zu lassen. Um seine Lebensqualität zu verbessern, wurden bei der aufwendigen OP, bestehend aus fünf verschiedenen Eingriffen, u. a. Mortys schlitzartige Nasenöffnungen vergrößert. Kostenpunkt inklusive Voruntersuchungen und Nachsorge: mehr als 2.000 Euro!

Was ist Qualzucht?
Von Qualzucht spricht man, wenn ein Tier aufgrund seiner angezüchteten Merkmalsausprägungen leidet und anfällig für gesundheitliche Probleme ist. Das Zuchtziel ist nicht ein gesundes Tier, sondern eines, das vor allem optisch den Idealvorstellungen des Menschen entspricht. Qualzucht kann auch die Verhaltensweisen von Tieren beeinflussen und die arttypische Verständigung mit Artgenossen erschweren. Morty z. B. bekommt wegen seiner fehlenden Mimik, der knurrig klingenden Atmung und des gekringelten Schwanzes manchmal Stress mit anderen Hunden.

Laut Tierschutzgesetz ist es in Deutschland verboten, Tieren Merkmale anzuzüchten unter denen sie leiden. Doch die Formulierungen im Gesetz sind viel zu schwammig und die Behörden haben Schwierigkeiten, Qualzuchten rechtlich zu verfolgen. Ganz anders in den Niederlanden, wo es neben einem Verbot von Qualzüchtungen bald auch ein Handels-, Haltungs- und Importverbot geben soll. Ebenfalls sollen Fotos der Tiere in den sozialen Medien und der Werbung verboten werden, um keinen Kaufanreiz zu schaffen. Denn uninformierte Käufer, die sich – am Beispiel des Mops – lediglich auf dessen niedliches Aussehen festgefahren haben, befeuern die Problematik der Qualzucht und das illegale, für dubiose Händler finanziell lukrative Online-Geschäft mit den kranken Tieren noch.

Ein beschwerdefreies Leben wird nie möglich sein
Morty geht es inzwischen deutlich besser. Doch aufgrund eines sogenannten Kehlkopfkollapses, ein Resultat der Atemnot und bei kurzköpfigen Hunden häufig vorkommend, ringt der jugendliche Rüde nach einem kurzen Sprint oder bei warmem Wetter noch stets röchelnd nach Luft. Eine weitere OP wäre möglich, wäre jedoch riskant, da es sich um einen nicht erprobten Eingriff handelt, so seine Besitzer.

Möpse aus extremen Zuchten müssen ihr Leben lang mit ihren Beschwerden zurechtkommen, manche sind überhaupt erst nach einer OP lebensfähig. Doch was ist, wenn dazu das nötige Kleingeld fehlt? Neben den Tieren leiden auch die Halter, die tagtäglich miterleben, wie schlecht es ihrem geliebten Schützling geht.

Mopsbesitzer, die sich nicht sicher sind, ob ihr Schützling unter der Kurzköpfigkeit leidet, finden auf der Website des Deutschen Tierschutzbundes eine Checkliste als Orientierungshilfe.

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