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Was ist die Summe aus 2 und 3?

Bundestagswahl 2021 – Fragen zum Tierschutz

Ein Hundewelpe sitzt hinter blauen Gitterstäben und schaut traurig.
shutterstock/ Evgeny Bakhchev

Bald stehen die Bundestagswahlen an und wie so oft ist nicht klar, wie die Parteien und Kandidaten zu den Themen stehen, die uns als Tierfreunde bewegen. Wir haben deshalb bei den aktuellen Kandidaten, vom im Bundestag vertretenen Parteien, nachgefragt. Nachfolgend unsere Fragen und die Antworten der Politiker, von denen wir eine Rückmeldung erhalten haben.

1. Durch die Pandemie schaffen sich viele Menschen, besonders im Homeoffice, Haustiere an, die ihr sogenanntes „Corona-Projekt“ sein sollen. Bei diesen Tieren handelt es sich häufig um Hundewelpen und Jungkatzen aus unseriösen Zuchten oder gewerblichen Vermehrern im Ausland. Oft werden die Tiere über Internetplattformen angeboten. Die Tierheime fürchten kaum stemmbare Abgabezahlen, sobald wieder mehr Normalität herrscht, weil die Pandemie abflaut. Zudem verursacht der beschriebene Handel häufig unsagbares Tierleid. Wie möchten Sie konkret dafür sorgen, dass illegaler Handel mit Tieren vermieden werden kann? Setzen Sie sich für den Fall einer Regierungsbeteiligung ohne Wenn und Aber für ein Verbot des Internethandels mit Tieren, wie beispielsweise in Österreich, ein?

Dietmar Nietan, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestages
Persönlich bin ich gegen Internethandel mit Tieren. So weit geht meine SPD noch nicht, will aber ein Verbot anonymer (Online-) Inserate zum Tierverkauf. Online-Plattformen will die SPD verpflichten, den technischen und organisatorischen Rahmen für die zuverlässige Registrierung und Identifizierung von Tierverkäufern zu gewährleisten und zu dokumentieren. Den Verkauf von Wildfängen auf Tierbörsen und im Online-Handel wollen wir verbieten. Landes- und Bundesbehörden sollen finanziell und personell gestärkt werden, um strenger kontrollieren zu können!

Thomas Rachel MdB, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär
Tiere sind nicht irgendeine Ware – wer einen Hund kaufen möchte, trägt besondere Verantwortung! Hundewelpen sind gefragt: Schon vor der Corona-Pandemie lebten laut Statistischem Bundesamt rund zehn Millionen Hunde in deutschen Haushalten – und Züchter berichten seit Monaten von einer anhaltend großen Nachfrage nach Hundewelpen. Angeboten werden die Tiere häufig über Internetplattformen und Social-Media-Kanäle. Das Problem: Viele von ihnen werden – meist im Ausland – unter tierschutzwidrigen Bedingungen aufgezogen. Sie werden zu früh vom Muttertier getrennt, sie werden weder entwurmt noch mit wichtigen Impfungen versorgt. Die Folge ist, dass die Tiere oft geschwächt oder sogar krank übergeben werden und intensive tierärztliche Hilfe brauchen – mit entsprechend hohen Kosten für die Halterinnen und Halter. Darum und weil sie später oft unter Verhaltensproblemen leiden, landen sie schnell im Tierheim, was diese vor große Herausforderungen stellt.
Deshalb hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, jetzt eine Verbraucherinformation gestartet, um mögliche Hundekäufer zu informieren. Denn es gibt Anzeichen, für unseriöse Angebote.

Chris Andrä, Bündnis90/Die Grünen, Bundestags Direktkandidat
Tiere sind keine Sachen und dürfen deshalb nicht wie diese gehandelt werden! Deshalb müssen folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

  • Das Ende gewerblicher Tierbörsen für Wildtiere und den Verkauf von Wildfängen über
    Tierbörsen!
  • Kein weiterer Verkauf von Tieren über Online-Portale!
  • Das Tierschutzgesetz so konkretisieren, dass Qualzucht endlich der Vergangenheit
    angehört.

Tiere brauchen unseren Schutz, deshalb werden wir als GRÜNE die gesetzlichen Regelungen zur Tierhaltung verbessern. Wir werden ein Verbandsklagerecht für anerkannte Tierschutzorganisationen einführen. Die anerkannten Tierschutzorganisationen und ein*e Bundestierschutzbeauftragte*r sollen Auskunfts- und Akteneinsichtsrechte wahrnehmen, die für den Tierschutz zuständigen Behörden kontrollieren und Rechtsverstöße beanstanden.

Laura Jacobsen-Littig, FDP, Bundestagskandidatin
Zur Unterbindung von illegalem Tierhandel setze ich mich für bessere Grenzkontrollen ein. Für eine Abschaffung der Tiervermittlung über das Internet bin ich nicht, da es aus meiner Sicht eine sinnvolle Plattform für Tierschutzorganisationen darstellt, um Tiere zu vermitteln. Es müsste vielmehr eine umfassendere Prüfung der „Vermittlungstiere“ geben. Außerdem muss viel mehr in Aufklärung investiert werden. Das Thema ist viel zu wenigen Menschen präsent.

Ein Brandzeichen wird auf eine Tierhaut gedrückt, Qualm steigt auf.
shutterstock/FlyBMW

2. In Deutschland gibt es das Tierschutzgesetz, jedoch geht es vielen Tierschützern nicht weit genug, unter anderem, weil erhebliche Qualen für die Tiere unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin erlaubt sind. Setzen Sie sich dafür ein, dass Tieren unter keinen Umständen unbetäubt Schmerzen zugefügt werden dürfen, wie bspw. beim Brandzeichen bei Pferden?

Dietmar Nietan, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestages
Dafür setze ich mich ein und dabei haben wir schon einiges erreicht! Betäubungslose Ferkelkastration ist seit diesem Jahr verboten. Brandzeichen beim Pferd ohne adäquate Betäubung sind seit 2019 verboten. Da es meines Wissens keine Zulassung für ein Lokalanästhetikum für Pferde gibt, besteht de facto ein Verbot. Aus meiner Sicht sollten Brandzeichen grundsätzlich verboten werden, da durch die bestehende Chip-Pflicht eine weitere Kennzeichnung überflüssig ist. Argumente wie „Das ist aber so eine schöne Tradition“ finde ich richtig schwach angesichts des unnötigen Schmerzes der Tiere.

Thomas Rachel MdB, CDU Parlamentarischer Staatssekretär
Zusammenfassung der Fragen 2-4:
Der Tierschutz ist - auch dank der CDU/CSU - als Staatsziel im Grundgesetz verankert und im Tierschutzgesetz grundsätzlich geregelt. Nach Paragraf eins TierSchG ist es Zweck dieses Gesetzes, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

In den letzten vier Jahren konnte die CDU/CSU Bundestagsfraktion u.a. erreichen:
• Im Rahmen des Konjunkturprogramms setzen wir für das Investitionsförderprogramm Stallumbau für mehr Tierwohl insgesamt 300 Millionen Euro ein. Diese Mittel können für Sauenhalter jetzt endlich genutzt werden – durch BauGB-Änderung, die die CDU/CSU Fraktion erreicht hat. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, die zu noch mehr Tierschutz und Tierwohl in Deutschland führen, praxisgerecht umzusetzen.
• Wir beenden das Töten von männlichen Eintagsküken in Deutschland ab dem 1. Januar 2022. Damit ist Deutschland Vorreiter im Tierschutz. Möglich ist dies durch innovative Technik zur Geschlechterbestimmung im Ei.
• Mehr Sicherheit und praxistaugliche Lösungen für Tierärzte und Tierhalter durch ein neues und eigenständiges Tierarzneimittelgesetz. Die Neuregelung erleichtert Tierhaltern und Tierärzten einen verantwortungsvollen Arzneimitteleinsatz und schafft Rechtssicherheit, so dass Therapielücken und Behandlungsengpässe vermieden werden.
Tiere sind keine Sachen oder Gegenstände. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt, wie durch das TierSchG (Vgl. §90 BGB).

Chris Andrä, Bündnis90/Die Grünen, Bundestags Direktkandidat
GRÜNE fordern bereits seit Jahren eine Neufassung und Verschärfung des Tierschutzgesetzes! Der Schenkelbrand bei Pferden ist seit 2019 zwar nur noch mit Betäubung erlaubt, verursacht aber dennoch tagelange Schmerzen aufgrund der schweren Verbrennungen. Ich finde diese Quälerei völlig unnötig, da es durch das Chippen eine sehr gute alternative Methode zur eindeutigen Kennzeichnung eines Pferdes gibt. Und auch wenn aufgrund nicht zugelassener lokaler Betäubungsmittel für Pferde in Deutschland derzeit nicht gebrannt wird, sollte es ein absolut eindeutiges Verbot geben statt dieser halbgaren Lösung, um den Tieren diese Schmerzen zu ersparen, so wie es der §1 des Tierschutzgesetzes vorschreibt: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Unnötige Schmerzen darf es nicht geben!

Laura Jacobsen-Littig, FDP, Bundestagskandidatin
Zunächst muss eine exaktere Prüfung über die „Sinnhaftigkeit“ der Qualen, wie auch eine exakte & zeitgemäße Überprüfung von Alternativen erfolgen. Meine Pferde sind beispielsweise beide (betäubt) gechippt. Dies finde ich sinnvoll. Brandzeichen empfinde ich generell als veraltet, da Sie häufig verblassen und nicht die Aussagekraft eines Chips haben.

3. Wie stehen Sie dazu, dass Tiere im Gesetz als Gegenstand und nicht als Lebewesen mit Bewusstsein und Schmerzempfinden behandelt werden?

Dietmar Nietan, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestages
Tiere sind natürlich keine Gegenstände, sondern fühlende Wesen mit einer eigenen Würde. Das Tierschutzgesetz enthält ein starkes Bekenntnis des Gesetzgebers zum ethischen Tierschutz und zur Mitverantwortung des Menschen für Tiere als seine Mitgeschöpfe. Der Mensch schützt das Tier um seiner selbst willen, das Tier hat eigene Interessen und ist keine Sache wie andere. Rechtsgut im Sinn des ethischen Tierschutzes ist die sittliche Ordnung in den Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Der Tierschutz muss – unabhängig von juristischen Kategorien – in der Praxis weiter ausgebaut werden.

Thomas Rachel MdB, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär
Siehe Antwort unter Frage 2 (Zusammengefasste Antwort auf die Fragen 2-4).

Chris Andrä, Bündnis90/Die Grünen, Bundestags Direktkandidat
Seit 1990 gelten Tiere lt. BGB nicht mehr als Sache und werden durch besondere Gesetze, das Grundgesetz und das Tierschutzgesetz geschützt. Allerdings sind, soweit nichts anderes bestimmt ist, im Bürgerlichen Recht die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend auch für Tiere anzuwenden. Wir fordern unter anderem, die strafrechtlichen Bestandteile aus dem Tierschutzgesetz in das Strafgesetzbuch zu verschieben. Tierquälerei ist keine Sachbeschädigung und kein Kavaliersdelikt und das Strafmaß hierfür muss erweitert werden!

Laura Jacobsen-Littig, FDP, Bundestagskandidatin
Dies ist für mich als Tierbesitzerin völlig unverständlich und sollte dringend geändert werden.

4. Große Schlachtbetriebe nutzen häufig die Methode der CO² Begasung zur Betäubung vor der Schlachtung ihrer Schweine. Diese hat für den Betrieb mehrere Vorteile: es können möglichst viele Tiere zur gleichen Zeit betäubt werden, was Zeit und Arbeitskraft spart, und das Gas ist auch relativ kostengünstig. Für die Tiere bedeutet eine Begasung jedoch Leid und Todesangst. Sie können das Gas bereits riechen bevor sie bewusstlos werden und leiden während des Prozesses an Atemnot und zeigen deutliche Erstickungssymptome. Zudem empfinden die Schweine stechende Schmerzen bei der Anlagerung des Kohlenstoffdioxids an ihren Atemwegen. Wie möchten Sie dafür sorgen, dass in Zukunft andere Möglichkeiten erforscht und gefördert werden, Nutztiere vor der Schlachtung zu betäuben, um ihnen Angst und Schmerzen durch diese Methode zu nehmen?

Dietmar Nietan, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestages
CO2-Begasung und die dabei auftretenden Reaktionen der Tiere finde ich furchtbar. Die Bundesregierung fördert die Forschung wissenschaftlicher Institute zu anderen Methoden der Betäubung von Schlachttieren. Ich werde mich dafür einsetzen, dass diese Forschung fortgesetzt wird und mögliche Erkenntnisse dann auch umgesetzt werden können!

Thomas Rachel MdB, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär
Siehe Antwort unter Frage 2 (Zusammengefasste Antwort auf die Fragen 2-4).

Chris Andrä, Bündnis90/Die Grünen, Bundestags Direktkandidat
Die GRÜNEN haben am 28. Oktober 2020 im Landtag von NRW beantragt, die CO2-Betäubung bei Schlachtschweinen endlich zu beenden! (hier: https://gruene-fraktion-nrw.de/parlament/tierschutz-ernstnehmen-co2-betaeubung-bei-schlachtschweinen-endlich-beenden/). Der Antrag wurde im Landtag mit den anderen Fraktionen kontrovers diskutiert. „Solange eine Betäubungsmethode sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene rechtlich zulässig ist, liegt eine Rechtswidrigkeit bei Unternehmen, die genau diese CO2-Betäubung einsetzen, nicht vor. Sie ist rechtlich zugelassen“, so wird es bei den anderen Fraktionen gesehen. Der Antrag wurde an den Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Natur verwiesen. Eine Entscheidung ist bisher nicht erfolgt, wir bleiben dran!

Laura Jacobsen-Littig, FDP, Bundestagskandidatin
Ich lebe fast vollständig vegan (in der Schwangerschaft habe ich es minimal gelockert), somit ist dies für mich eines der höchst priorisierten Themen. Zunächst sehe ich hier verschiedene Bausteine:
Aufklärung und Transparenz: Jedem sollte beim Fleischkauf die Haltung & Schlachtung ersichtlich sein. Für mich spricht nichts dagegen dem Verbraucher auf dem Produkt den Hinweis zu geben, wie die Schlachtung erfolgt ist. Generell gehört das Thema Fleischkonsum auf die Schulbank bzw. eigentlich schon in den Kindergarten.
Bereitstellung von Forschungsgeldern: Wir müssen mehr Geld in die Erforschung der Schlachtmethoden investieren.

Eine Sau steht durch Metallstäbe eingeengt im Kastenstand.
shutterstock/Fred Cardoso

5. Die Massentierhaltung stellt hinsichtlich des Tierwohls ein erhebliches Problem dar. Die Tiere leben auf zu engem Raum, können ihren artspezifischen Bedürfnissen nicht nachkommen und entwickeln häufig Verhaltensauffälligkeiten. Aus Sicht des Tierschutzes ist die einzig richtige Lösung neben einer veganen Ernährung der Gesellschaft, langfristig auf andere Formen der Tierhaltung umzusteigen. Wie wollen Sie die Lebensbedingungen für sog. Nutztiere wesentlich verbessert werden? Wie sollen ggf. tiergerechtere Haltungsformen wirtschaftlich unterstützt werden, sowohl im Betrieb, als auch im Verkauf?

Dietmar Nietan, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestages
Tierleid ist nicht zu rechtfertigen. In der Nutztierhaltung fordert die SPD die Einführung einer flächenbezogenen Haltungsobergrenze. Es muss hier aber auch eine bessere Förderung für die kleinen und mittleren Betriebe geben, die ihren Bestand verkleinern. Für die aktuellen Nutztierbestände brauchen wir mehr Tierwohl und bessere Kontrollen. Der Antibiotikaeinsatz muss reduziert werden. Wir wollen ein staatliches Tierwohllabel einführen und den Transport von Tieren zeitlich beschränken. Ackerbau, Grünlandnutzung und Nutztierhaltung müssen wieder zusammenfinden. Es ist wichtig, dass wir die Landwirt*innen dabei mitnehmen. Die meisten von ihnen sind zu Verbesserungen bereit, wenn wir sie nicht zu Sündenböcken, sondern zu Partnern machen!

Thomas Rachel MdB, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär
Das Ziel von CDU und CSU ist, mehr Tierwohl mit finanzieller Wertschätzung für die Bäuerinnen und Bauern zu verknüpfen und die Tierhaltung umwelt- und klimafreundlich zu gestalten. Uns geht es um einen Umbau der Tierhaltung in Deutschland. Unsere Tierhaltung gehört – im Hinblick auf die Qualität und Sicherheit ihrer Erzeugnisse, die Tierwohlstandards sowie die ressourcenschonende Produktion – schon zu den besten der Welt. Wir müssen festhalten und sie weiter umbauen – für noch mehr Tierwohl. Wir werden ein Tierwohlstall-Förderungsgesetz erlassen, emissionsarme Modellställe entwickeln und unsere Landwirte beim Umbau der Nutztierhaltung auf Grundlage der Empfehlungen der Borchert-Kommission unterstützen. Die Borchert Kommission leistet bei der Erarbeitung von Tierwohlkriterien sehr gute Arbeit. Allerdings sind wir mit den Erkenntnissen zum Tierwohl noch lange nicht am Ende. Deshalb muss die Tierwohlforschung und die Forschung zu optimalen Haltungsbedingungen weiter betrieben werden. Die darauf basierenden Tierwohlindikatoren und Haltungsformen gilt es immer wieder im Praxistest wissenschaftlich zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Die notwendigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten werden wir finanziell fördern.
Tiere sind Mitgeschöpfe. Produktionsbedingungen, die gesetzliche Standards übertreffen, haben ihren Preis. Die Bauern, die unsere Lebensmittel produzieren, müssen davon leben können. Daher brauchen wir eine verlässliche Kennzeichnung auf den Verpackungen, damit der Verbraucher sagen kann: Das Tierwohl ist mir das Geld wert.

Chris Andrä, Bündnis90/Die Grünen, Bundestags Direktkandidat
Das System des „Immer billiger, immer mehr“ hat die Landwirtschaft in einen Teufelskreis getrieben: Bäuerinnen und Bauern werden von Dumpingpreisen erdrückt und müssen immer mehr produzieren, um zu überleben. Die Tiere werden auf Leistung gezüchtet und leben immer kürzer, die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme wachsen. Es braucht einen Ausstieg für Mensch und Tier. Ein Teil der Lösung ist, dass deutlich weniger Tiere gehalten werden als bisher und diesen Tieren ein wesentlich besseres Leben ermöglicht wird. Damit Tierschutz wirtschaftlich machbar ist, wollen wir die Landwirt*innen durch eine Umbauförderung, faire Preise für ihre Arbeit und verpflichtende Haltungskennzeichnungen auf den Produkten für alle Tierarten unterstützen. Die Tierhaltung soll an die Fläche – nicht mehr als zwei Großvieheinheiten pro Hektar – und Obergrenzen pro Stall gebunden werden. Den Umbau in tiergerechte Ställe werden wir durch einen Tierschutz-Cent auf tierische Produkte ebenso gezielt fördern wie die Weidetierhaltung, die ökologisch wertvolles Grünland erhält und sinnvoll nutzt. Qualzucht, Amputationen, Eingriffe ohne Betäubung und Anbindehaltung wollen wir beenden, den Einsatz von Antibiotika senken und Tiertransporte auf vier Stunden begrenzen. Lebendtiertransporte in Drittstaaten außerhalb der EU komplett verhindert werden!

Laura Jacobsen-Littig, FDP, Bundestagskandidatin
Wir benötigen EU-einheitliche Standards, um dafür zu sorgen, dass wir grenzüberschreitend einheitliche Standards haben, wie ein Verbot von Lebendtierexporten. Außerdem müssen wir einheitliche Siegel entwickeln. Jedem Konsumenten muss klar ersichtlich sein, wie die Tierhaltung stattfindet und wir müssen weg von „Tierwohlsiegeln“, welche keine sind. Dabei handelt es sich um Verbrauchertäuschung auf Kosten der Tiere.
Ein weiterer Ansatz ist die Kopplung von Subventionszahlungen an möglichst artgerechte Tierhaltung und weg von der Fläche der landwirtschaftlichen Betriebe, ergänzt um flächendeckendere & viel häufigere Kontrollen.

6. Indem eine weitere Zensur für vegane Milchalternativen nun abgewendet werden konnte, wurde auch ein herber Rückschritt für die vegane Bewegung verhindert. Eine vegetarische oder vegane Ernährung ist die effektivste und leichteste Methode, Tierschutz zu betreiben und Qualen der Tiere nicht zu unterstützen. Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Dietmar Nietan, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestages
Ich esse heute deutlich weniger Fleisch als früher und dafür oft und gerne vegetarisch oder vegan. Es ist richtig, dass fleischlose Ernährungsformen einen großen Beitrag zum Tier- und Klimaschutz leisten. Bei tierischen Lebensmitteln, vor allem bei Fleisch, achte ich auf Regionalität und gute Haltungsbedingungen. Dass in öffentlichen Einrichtungen, Kantinen etc. vermehrt vegetarische und vegane Optionen angeboten werden, finde ich gut. Man kann niemandem vorschreiben, was er oder sie essen soll. Aber wir müssen dringend über die Produktion unserer Lebensmittel und die Folgen für Tiere und Umwelt sprechen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit guten Argumenten.

Thomas Rachel MdB, CDU Parlamentarischer Staatssekretär
Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ernähren sich immer abwechslungsreicher. Sie probieren gerne Neues aus, es gibt laut Umfrage des BMEL eine bunte Vielfalt auf den Tellern. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört nicht jeden Tag Fleisch und Wurst. Die Zahl derer, die gelegentlich bewusst darauf verzichten, hat zugenommen.

Chris Andrä, Bündnis90/Die Grünen, Bundestags Direktkandidat
Ich stimme dem vollkommen zu! Weniger Fleischkonsum ist gut für die Umwelt, gut für die Gesundheit und letztlich gut für die Tierhaltung. Aber: mit Verboten kommen wir nicht weiter. Wir müssen die Menschen für das Tierwohl sensibilisieren und zum Umdenken bewegen, einhergehend mit strengeren Vorgaben für die Tierhaltung. Dazu werden die Maßnahmen, die ich unter Punkt 5. geschildert habe, beitragen. Zusammen mit einer intensiveren Aufklärung werden sich so mehr Menschen dazu entscheiden können, auf tierische Produkte in der Ernährung, aber auch bei der Kleidung und in anderen Lebensbereichen zu verzichten!

Laura Jacobsen-Littig, FDP, Bundestagskandidatin
Ich stehe seit Jahren mit Haut und Haar für vegane und vegetarische Ernährung (in meinem Betrieb leben viele ehemalige „Nutztiere“ und bekommen Ihr Gnadenheu). Hier bewegt mich v.a. das Leid der männlichen Milchkälber, aber auch die Hühnerhaltung. In meinen Gastronomien habe ich mind. 30% der Speisen vegan verfügbar und arbeite fast vollständig mit Milchalternativen. Das verfügbare Fleisch (auf welches ich am Liebsten in Gänze verzichten würde) stammt aus demeter& bioland-Haltung aus dem Kreis Düren & Aachen aus Betrieben, welche ich selbst kenne.
Hier bedarf es viel Aufklärungsarbeit, jedoch denke ich, dass das gesellschaftliche Bewusstsein zu nimmt und wir auf einem guten Weg sind. Wenn jeder ein wenig mit Bedacht konsumiert, können wir gemeinsam viel verändern.

Mehrere Löwen mit ihrer Dompteurin in der Manege.
shutterstock/Norenko Andrey

7. Wie stehen Sie zu einem Verbot von Wildtieren im Zirkus und würden Sie es im Falle einer Regierungsbeteiligung umgehend umsetzen?

Dietmar Nietan, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestages
Ich bin, wie die SPD auch, für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus! Wildtierhaltung im Zirkus muss mit einer geeigneten Übergangszeit beendet werden. Das würde die SPD im Falle einer Regierungsbeteiligung schnell angehen, und zwar fundierter als es Frau Klöckner getan hat.

Thomas Rachel MdB, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär
Der Schutz der Tiere - sei es in der Nutz- oder Heimtierhaltung oder in der freien Wildbahn – ist ein sehr wichtiges Anliegen. Das gilt selbstverständlich auch für Tiere in Zirkussen. Insbesondere für große Wildtiere mit hohen Ansprüchen an den Lebensraum, stellt die Haltung im Zirkusbetrieb eine Belastung dar. Deshalb muss sie beendet werden.

Chris Andrä, Bündnis90/Die Grünen, Bundestags Direktkandidat
Ein klares NEIN zu Wildtieren im Zirkus, das muss sofort beendet werden! U.a. die Grüne Jugend demonstriert regelmäßig vor den Zirkuszelten und ich unterstütze sie dabei uneingeschränkt!

Laura Jacobsen-Littig, FDP, Bundestagskandidatin
Hier benötigt es einer Übergangsfrist, jedoch bin ich klar gegen einen Fang von „neuen“ Wildtieren für die Manege.

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