CHIO Aachen – Tierleid im Pferdesport
Auch in diesem Jahr wird der CHIO in Aachen weltweit von pferdesportbegeisterten Menschen freudig erwartet. Ob der Sport auch für die Tiere eine Freude ist, bleibt angesichts tierschutzwidriger Trainingsmethoden zu bezweifeln.
Ruhm und Ehre auf dem Rücken der Pferde
Die Aachener lieben ihn. Pferdesportler in aller Welt feiern ihn. Kritiker hinterfragen ihn. Gemeint ist der CHIO (Concours Hippique International Officiel), das Weltfest des Pferdesports, welches seit 1924 jährlich in Aachen ausgetragen wird. Schauplatz des Turniers ist das Reitstadion im Sportpark Soers. Ummantelt wird die Feier von einer glamourösen Konsumwelt mit hochwertigem Reitsportzubehör, schicker Markenkleidung oder kulinarischen Genüssen. Ob Pferdesport aber für die Pferde ein Genuss ist, muss immer wieder hinterfragt werden.
Harte Ausbildung – guter Lohn?
Damit es am Ende einer harten Ausbildung von Pferd und Reiter auch zu einer guten Platzierung und damit zum wirtschaftlichen Erfolg reicht, gehen nicht alle Reiter und Besitzer der Tiere tierschutzgerecht mit diesen um. So berichtete der WDR im vergangenen Jahr über tierschutzwidrige Vorbereitungsmethoden bei den Dressurpferden. Die umstrittene Trainingsmethode wird „Rollkur“ genannt.
Dabei wird das Pferd durch den Reiter bei der Vorbereitung auf das Turnier zu einer massiven Dehnung des Nackens gezwungen. Das Maul des Pferdes wird soweit an die Brust des Tieres gezogen, dass es diese im Extremfall auch berührt.
Was Experten dazu sagen
Der Westdeutsche Rundfunk lässt die Biologin und leidenschaftliche Pferdesportlerin Dr. Kathrin Kienapfel Aufnahmen vom CHIO 2017 prüfen. Sie hatte die umstrittene Übungsmethode erforscht und kam zu dem Schluss, dass die Reitweise einzelner CHIO-Sportler tierschutzwidrig sei, weil den Tieren Leiden oder Schmerzen zugefügt wurden. Mittlerweile seien mehr als 50 Studien durchgeführt worden, sagt Kienapfel, die alle zu dem gleichen Ergebnis kommen: die Tiere dürfen so nicht geritten werden! Dies sieht die Deutsche Reiterliche Vereinigung, als Dachorganisation mit den Videoaufnahmen konfrontiert, anders. Danach sei teilweise „unschönes Reiten“ zu sehen, aber keine tierschutzwidrigen Handlungen.
Folgen der Rollkur für die Tiere
Die Folgen für die Sportpferde sind deutlich. Der WDR führt dazu weitere Experten an, die körperliche wie psychische Schäden und den Einsatz von Schmerzreizen beobachteten, um die Tiere in dieser unangenehmen Position zu halten.
Eine der Fachleute im WDR-Bericht ist die Biologin Dr. Vivian Gabor. Sie spricht von einer sogenannten „erlernten Hilflosigkeit“, denn manche Pferde zeigten sogar keine Abwehrreaktionen mehr. Die Pferde würden sich nachher nicht mehr wehren und aufgeben, weil sie lernten, dass sie sich mit eigenen Mitteln aus der unangenehmen Situation nicht befreien können - sie resignieren.
Rollkur nicht das einzige Problem
Nicht nur die Dressurreiter werden immer wieder mit tierquälerischen Trainingsmethoden in Verbindung gebracht. Nach den Dopingskandalen vor rund 10 Jahren sind immer noch Themen wie das Barren der Springpferde beim Training oder das Einreiben der Beine knapp oberhalb der Hufe mit einer Capsaicin-Salbe aktuell. Der darin enthaltene Wirkstoff, der aus der Cayennepfefferschote gewonnen wird, sorgt dafür, dass die Pferde schon leichte Berührungen mit der Hindernisstange als schmerzhaft empfinden. Das alles nur, um Pferde zum höheren Springen zu animieren.
Die Crux mit dem Pokal
Menschen lieben Lob und noch mehr Auszeichnungen. Je „größer“ das Lob ist, umso mehr scheint der Mensch bereit zu sein auf sich zu nehmen, um als Sieger hervorzugehen. Nur beim Sport mit Tieren geht dies leider zu Lasten der Mitgeschöpfe, was vollkommen inakzeptabel ist. Unterstützung finden die Sportarten ohne Frage durch die Besucher und Medien. Daher sollte man sich zweimal überlegen, ob man das Aachener Weltfest des Pferdesportes oder andere „Tiersportwettkämpfen“ besucht.