Darf`s auch was weniger sein?
Seit Jahren decken investigativ arbeitende Tierschutzorganisationen und Journalisten Missstände in der Tiermast, beim Transport und in Schlachthöfen auf. Auch Bilder aus dem Dürener Schlachthof sorgten Ende letzten Jahres nicht nur bundesweit für Aufregung...
Die Tötung von Tieren ist keine leichte Sache. Kaum jemand möchte diese Arbeit noch tun, doch ohne den Kopfschlachter gibt es weder das geliebte Steak noch die Bratwurst auf dem Teller. Alleine rund 40 Millionen Schweine werden jedes Jahr in Deutschland gemästet und am Ende geschlachtet. Damit Schnitzel und Co. möglichst günstig in der Fleischtheke landen, gilt es von der ersten Minute des tierischen Lebens bis zum letzten Atemzug die Produktionskosten so gering wie möglich zu halten. So auch beim Schlachten.
Schlimme Zustände im Dürener Schlachthof
Im Dürener Schlachthof, einem verhältnismäßig kleinen Betrieb, zeigen die Bilder bei Report München schlimme Zustände. Die von der Tierschutzorganisation „SoKo Tierschutz“ in den Schlachthof eingeschleusten Mitarbeiter berichten von Kühen, die nach mehreren Fehlschüssen immer noch lebten und von Schweinen, die nach misslungener Elektrobetäubung am Schlachtband aufgehängt „um ihr Leben kämpften. Erlöst wurden sie nicht, sie fuhren minutenlang strampelnd in Richtung Brühbad“.
Düren ein Einzelfall?
Nur wenige Tage später machte der Schlachthof in Eschweiler gleiche Schlagzeilen. Derselbe Subunternehmer, der auch für den Betreiber des Dürener Schlachthof arbeitet, bestätigte mit den Enthüllungen, dass bei ihm die Verstöße System haben. Doch SOKO Tierschutz dokumentiert auch in anderen Schlachthöfen ähnlich skandalöse Zustände. Ob in Fürstenfeldbruck oder in diesem Februar in Tauberbischofsheim. Die Bilder, die SAT1 aus diesem Schlachthof veröffentlicht, zeigen das wahre Ausmaß der unhaltbaren Zustände. Diese waren in Tauberbischofsheim so eklatant, dass der Betrieb geschlossen wurde. Bezeichnend: Der Schlachthof in Tauberbischofsheim gehört laut der Neuen Westfälischen zur „OSI Europe Foodworks", einem wichtigen Lieferanten von McDonald’s. Auch aus Düren wurde die Fastfoodkette beliefert, und es scheint denkbar, dass McDonald`s mit seiner Einkaufspolitik mit schuld an der Art und Weise der Schlachtungen ist. Deutlich wird: Wo investigativ arbeitende Tierschützer oder Journalisten in Schlachthöfen recherchieren, werden sie auch fündig.
Metzger des Vertrauens
So mancher hiesiger Metzger zeigte stolz, woher er sein Fleisch bezog. Von Frenken aus Düren – aus der Region. Doch auch dort wurden Tierschutz, Hygiene und wohl auch der Arbeitsschutz schwer missachtet. Die Bilder und Aussagen von Beteiligten oder Betroffenen sind ziemlich eindeutig. Dass sich der Schlachthofbetreiber umgehend von seinem Subunternehmer, der Rudolf Wingels GmbH, trennte, ist eine einfache Konsequenz. Doch warum wird in einem so sensiblen Feld, wie der Tötung von Lebewesen, überhaupt ein Subunternehmer eingesetzt, der anscheinend alleine für den ganzen Prozess verantwortlich war? Subunternehmer sollen Arbeitsspitzen abdecken oder – Kosten sparen helfen und unternehmerisches Risiko abwälzen. Letzteres wird wohl auch die Bernhard Frenken GmbH bewogen haben, sich eines solchen Subs zu bedienen. Doch wer Kosten auf diesem Weg senken will, muss einkalkulieren, dass Mitarbeiter beim Subunternehner mehr leisten müssen und schlechter bezahlt werden, dass Qualitätsstandards nicht eingehalten und beim Umgang mit Tieren deren Schutz nicht gewährleistet werden kann.
Und der Verbraucher?
Die Verbraucher vertraute dem Metzger um die Ecke und glaubte, er würde Fleisch von besser gehaltenen und human getöteten Tieren kaufen. Doch dabei sind die Kunden wohl getäuscht worden. Oder war es gerne gegebene Gutgläubigkeit? Wer als Verbraucher die Probleme des exzessiven Fleischverzehrs noch nicht sieht, muss in den vergangenen Jahren blind gewesen sein. Nach nur 4 Tagen war in Düren die mediale Diskussion über den Schlachthof beendet. Ein Strohfeuer, durch das sich nur wenig ändern wird?
Systemwechsel notwendig
Die Empörung vieler Bürger anlässlich der Bilder aus Düren war groß. Bei den nach wie vor üppig gefüllten Fleischtheken könnten es aber auch vielfach nur Krokodilstränen gewesen sein. Der Verbraucher ist Teil des Systems. Von der Mast über den Transport bis hin zum Schlachthof und die Läden der Supermärkte und Discounter. An allen Stellen geht es nur um eins: So billig wie möglich – egal was es kostet.
Bilder aus dem Schlachthof Düren finden Sie in der ARD Mediathek.