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Was ist die Summe aus 1 und 7?

Der Pelzschwindel

Pelze

Seit 2012 gibt es die europäische Textil-Kennzeichnungsverordnung, nach der echte Pelze, Leder, Horn, Federn oder Perlen besonders gekennzeichnet werden müssen. „Enthält nicht-textile Bestandteile tierischen Ursprungs“ muss in diesen Fällen auf dem Etikett stehen. Muss?

Dass von „Muss“ keine Rede sein kann, geht aus dem Report hervor, den die „Fur Free Alliance“ (Anti-Pelz-Allianz) – eine internationale Koalition von 40 Tierschutzorganisationen – Ende September 2017 im Europäischen Parlament vorgestellt hat. Und das ist mit Zahlen belegbar: Laut Report fehlte es bei den in zehn europäischen Ländern untersuchten Kleidungsstücken mit echtem Tierpelz in 68 Prozent der Fälle an der erforderlichen Kennzeichnung. Auch in Deutschland sind 51 Prozent der Pelzwaren nicht korrekt gekennzeichnet.

Konsumenten werden getäuscht
Das heißt, bei jedem zweiten Kleidungsstück in Deutschland, an dem echter Pelz verarbeitet wurde, wird der Verbraucher getäuscht – Konsumenten kaufen Echtpelz ohne es zu wissen. So zeigte auch Anfang 2017 eine bundesweite Studie für das ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“, dass fast 40 Prozent der Käufer von Echtpelzen gar nicht vorhatten, echten Pelz zu kaufen. Dr. Henriette Mackensen, Fachreferentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund, erklärt: „Gerade bei billigen Kleidungsstücken vermuten Käufer fälschlicherweise, dass es sich nicht um echten Pelz handelt. Tatsächlich sind besonders im Billigpreissegment, sogar schon für 10 Euro, Produkte mit Echtfell im Handel, ohne dass Verbraucher sie als solche erkennen können.“ Dazu gehören die zurzeit allgegenwärtigen Strickmützen mit puscheligem Fellbommel, Fellkragen, Kapuzen-Applikationen und Schlüsselanhänger – ebenfalls mit Bommel. Tierschützer fordern deshalb: Echtpelz muss endlich transparent gekennzeichnet werden: mit dem Namen der Tierart, der geografischen Herkunft des Fells und dem Hinweis, ob es sich um Fallenfang oder Käfighaltung handelt.

Felle von Marderhunden sehr beliebt
Dann würde sehr schnell offenbar, dass ein Großteil der Pelzmode, die in deutschen Geschäften verkauft wird, in China mit Echt-Pelz-Applikationen versehen wird. Von dort stammen die Felle von Fuchs, Nerz, Kaninchen, Hund, Katze und Marderhund - geschätzt 70 Millionen Tiere insgesamt. In Tausenden von Pelzfarmen im Norden Chinas werden insbesondere Marderhunde für die Pelzproduktion ausgebeutet. Die Hunde sind etwa fünf Monate alt, wenn im November die sogenannte „Ernte“ ansteht, deren Grausamkeit unvorstellbar ist. Unvorstellbar ist auch: Diese Felle sind für die Bekleidungshersteller billiger als jeder Kunstpelz. Auch Hunde und Katzen bleiben nicht verschont. Zwar gibt es seit dem 31.12.2008 ein europaweites Importverbot für Hunde- und Katzenfelle. Trotzdem finden sie – wie der Deutsche Tierschutzbund e.V. dokumentiert – unter Fantasienamen wie Asian Jackal, Gaewolf, Goupee, Sobaki (Hund) oder Genotte, Goyangi, Maopee (Katze) den Weg aus Asien in den europäischen Markt.

Und in Europa?
Ja, China ist der weltweit größte Pelzexporteur. Vor diesem Hintergrund wird allerdings oftmals übersehen, dass auch in Europa kräftig Profit mit dem Leid von Pelztieren gemacht wird. Dänemark ist der weltweit größte Lieferant von Nerzfellen. Ein Käfig für die Haltung von Nerzen ist mit einer Grundfläche von 0,27 Quadratmetern mit EU-Recht vereinbar. Diese noch immer gültige Empfehlung des Europarates von 1999 gesteht einem Nerz in einer Pelzfarm also einen „Lebensraum“ zu, der nicht einmal so groß ist wie ein DIN A4-Bogen Schreibpapier. Ein Fuchs hat Anspruch auf eine Käfigfläche von 0,8 Quadratmetern. Beides ein Skandal!
Mit einer Verbesserung der Haltungsbedingungen in der EU ist nicht zu rechnen. Entsprechende Initiativen scheitern an den Interessen der pelzproduzierenden Staaten. Dazu gehört neben den skandinavischen Ländern auch Polen, das mit seinen über 800 Pelzfarmen für die Pelzindustrie zu einem wichtigen Wachstumsmarkt geworden ist. Und so führen Marderhunde, Füchse und Nerze in engen Käfigen und auf Drahtgitterböden auch weiterhin ein erbärmliches Leben - etwa sechs Monate bis zur Zeit des Häutens. In Dänemark, Polen und anderswo!

Information tut Not – mehr denn je
Zwar ist die Zahl der bewussten und gewollten Echtpelz-Träger geschrumpft, und auch die Tatsache, dass 86 Prozent der Deutschen das Töten eines Tieres für seinen Pelz ablehnen, kennzeichnet eine gute Entwicklung. Eine Entwicklung allerdings, der die europäische und leider auch die deutsche Politik noch immer hinterherhinken. Deshalb heißt es für Verbraucher nach wie vor: wachsam sein, Transparenz einfordern und Artikel mit zweifelhaftem Ursprung liegenlassen.

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