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Königspythons heulen nicht – Exoten als Haustiere

Eine Schlange, liegend zwischen Ästen und Grün.
pixabay.com

Zahlreiche Menschen gaben während der Pandemie wohl auch ihrem Wunsch nach einem exotischen Haustier nach. Doch die Haltung von Schlange, Spinne & Co. ist eine große Herausforderung und für so manches Tier endet der Aufenthalt im Privathaushalt tragisch.

Als lokale Medien im vergangenen Jahr davon berichteten, dass bei Golzheim gleich drei Königspythons gefunden wurden, horchten viele Leser und Zuhörer auf. Nicht der erste Fund von ausgesetzten Würgeschlangen, aber der bislang größte im Kreis. Und aktuell – das neue Jahr ist noch ganz jung - ereilte mehrere Exoten im Kreis Düren ebenfalls ein trauriges Schicksal. So wurde Ende Februar ein Königspython im Holzbendenpark in Düren gefunden. Das Tier hatte die eisigen Temperaturen draußen nicht überlebt, es war bereits erfroren. Nur einen Tag später fand ein aufmerksamer Passant bei Aldenhoven drei offensichtlich ausgesetzte Kornnattern, zum Glück rechtzeitig!

Artgerechte Haltung von Exoten ist große Herausforderung
Ein Terrarium samt Ausstattung kaufen, die angelesene Temperatur und Luftfeuchtigkeit darin erzeugen, sind nach der Entscheidung für „das andere Haustier“ noch einfache Aufgaben. Doch eine Boa, empfindliche Echsen oder vielleicht einen Skorpion auch so artgerecht zu halten, dass das Tier zumindest gesund bleibt, stellt sich vielfach für die neuen Besitzer als Herausforderung dar.

Testudo graeca – was so exotisch klingt, ist es auch. Dahinter verbirgt sich die Griechische Landschildkröte, die durch EU-Verordnung sowie nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders streng geschützt ist. Sie kam, ebenso wie zwei andere streng geschützte Schildkröten, als Fundtier in unser Tierheim. Die bis dato unbekannten Besitzer, die die Haltung der Exoten der Unteren Naturschutzbehörde hätten anzeigen müssen, haben den für sich einfachsten Weg gewählt, und die Tiere draußen ausgesetzt – die Natur wird`s schon richten.

Unser Tierheim arbeitet bei der Versorgung exotischer Tiere eng mit der Reptilienauffangstation in der Städteregion Aachen zusammen. In den ersten zehn Monaten von 2021 nahm die Anzahl der im Tierheim aufgenommenen Exoten um rund 80 % zu. Jedes zwanzigste Fundtier gehört mittlerweile zu dieser Gruppe.

Schlange und Co. als Haustier?
Haustiere sind solche, die der Mensch zu Hause, in seiner häuslichen Mitte hält. Die Besitzer von Hunden, Katzen oder Kaninchen sind sich sicher: Nicht allein sie selbst bauen eine enge Beziehung zu ihrem Tier auf, sondern auch umgekehrt. Aber auch Pferde, Hühner oder Schafe sind in der Lage, eine mehr oder minder enge Verbindung zu „ihrem Menschen“ aufzubauen. Im englischsprachigen Raum spricht man daher von Companion Animals – von Begleitern im freundschaftlichen Sinn. Eine Eigenschaft, die weder Schlangen, Echsen, Skorpione oder auch Spinnen haben.

Spricht man mit Exotenbesitzern, so geben diese immer wieder die Beobachtung des Verhaltens dieser besonderen Tiere als Grund für die Haltung an. Doch wie natürlich sind kleine Terrarien, die nahezu nichts vom wirklichen Habitat haben? Wahrscheinlich ist es vielfach der Wunsch, etwas Besonderes zu besitzen, etwas von dem vielleicht sogar eine gewisse Gefahr ausgeht. Ein Statussymbol also, aber eines, dessen Haltungsbedürfnisse mit Ausnahmen nicht einfach zu befriedigen sind.

Tierdramen im Wohnzimmer
Wer sich ein exotisches Haustier anschafft, sollte tiefes Wissen über dessen Versorgung haben. Üben kann man dies leider nur mit und am Tier. Falsche Ernährung oder Hygiene und Kleinigkeiten bei Klima sensiblen Tieren führen zu Erkrankungen, die für den Laien nicht leicht erkennbar sind. Merkt der Besitzer irgendwann, dass es seinem Tier schlecht geht, wird fachtierärztliche Hilfe teuer.

Immer wieder alarmieren beständig jaulende Hunde Nachbarn, abgemagerte oder kranke Katzen ebenso. Wenn es „Companion Animals“ schlecht geht, merken dies Menschen im nahen Umfeld der Besitzer und versuchen, besser spät als nie, Einfluss zu nehmen oder alarmieren im Notfall die Behörden. Bei Exotenbesitzern jedoch kommen nur Familie oder Freunde zu Besuch. Dass sie dasselbe Faible für das Tier hinter Glas haben, ist nicht gesagt. Angst oder Ekel sind offensichtliche Bremser, und so spielen sich in den Wohnstuben stille Dramen ab.

Politik bleibt hilflos
Ob nun über das Internet oder auf Tierbörsen gekauft, hunderttausende exotische Tiere werden von privaten Besitzern gehalten – vielfach geht es den Tieren schlecht. Nach langen Diskussionen gibt es seit dem 1. Januar 2021 für NRW zumindest ein Gifttiergesetz zum Schutz der Menschen. Für ein Verbot aller exotischer Haustiere in privater Haltung hat es nicht gereicht. Der Schutz der Tiere reichte als Argument nicht aus, gegen die Persönlichkeitsrechte des Menschen.

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