Lokalanästhesie bei Ferkelkastration ist tierschutzwidrig
Ab 2019 ist die Kastration männlicher Ferkel ohne vorherige Betäubung verboten. Drei tierschutzgerechte und praxistaugliche Alternativen gibt es bereits. Als weitere Alternative wird die aus wirtschaftlichen Gründen für die Landwirte attraktive, aber tierschutzwidrige Lokalanästhesie anvisiert. Ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Nachdem sich bereits die Bundestierärztekammer kritisch zur Lokalanästhesie bei der Ferkelkastration geäußert hat, haben auch die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. und die Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V. ihre Ablehnung deutlich kommuniziert. Der Deutsche Tierschutzbund sieht die lokale Betäubung zur Ferkelkastration schon lange kritisch und spricht sich stattdessen für eine Stärkung der anderen Alternativen aus: Ebermast, Impfung gegen Ebergeruch und Kastration unter Vollnarkose mit Schmerzmittelgabe.
Lokale Betäubung ist unzureichend
Dr. Stefanie Zimmermann, Referentin für Tiere in der Landwirtschaft bei unserem Dachverband, sieht die Lokalanästhesie ebenso wie die betäubungslose Kastration als ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz: „Die Äußerungen der tierärztlichen Vereinigungen bestärken uns in unserer Argumentation: Die Injektionen bedeuten zusätzlichen Stress und Schmerzen und die Betäubung reicht nicht aus, um den Schmerz bei der Kastration vollständig auszuschalten“. Dass die Tiere weiter leiden, nur weil Wirtschaftlichkeit wieder mal vor Tierschutz geht, ist nicht hinzunehmen.“
Für die Branche zählen wirtschaftliche Gründe
Die betäubungslose Ferkelkastration ist ab 2019 verboten. Tierschützer und tierärztlichen Vereinigungen befürchten mit der Lokalanästhesie nun eine weichgespülte „Lösung“ der Branche, die die Situation für die Tiere nicht verbessern und ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen als Option gesehen wird. Bei entsprechender Zulassung eines Lokalanästhetikums dürften Landwirte die lokale Betäubung selbst durchführen, was ökonomisch am günstigsten wäre.
Große Enttäuschung: Bundesminister spricht sich für Lokalanästhesie aus
Unbegreiflich ist die Haltung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der der Lokalanästhesie seine Unterstützung als „vierten Weg“ zugesagt hat. Thomas Schröder, Präsident unseres Dachverbandes, beklagt die Einstellung des Ministers: „Über mehrere Jahre wird diskutiert, die Branche signalisiert Lösungen, aber auf den letzten Metern wird eine andere tierschutzwidrige Methode aus dem Hut gezaubert, weil es am Ende um Kostenersparnis geht“. „Genauso intensiv, wie sich die Tiernutzerlobby diese Tricksereien ausdenkt, wäre es anzuraten, sich mit gleicher Intensität um die Umsetzung der bestehenden drei Alternativen zu kümmern. Die Landwirte solle man dabei mit tierschutzorientierten Fördergeldern unterstützen, so der Verband. „Der “vierte Weg“ darf kein Weg sein: Herr Bundesminister, beteiligen Sie sich nicht daran, das eigene Gesetz zum Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab 2019 zu unterlaufen.“ fordert Schröder.
Kampagne zum Schutz von Schweinen in der Landwirtschaft
Im Rahmen der europaweiten Kampagne „EndPigPain“ setzt sich unser Dachverband u.a. für ein sofortiges Ende der betäubungslosen Ferkelkastration ein.